Leo Morgentau unterstützt im Hospiz Sirius mit dem Angebot Psychosoziale Begleitung und Spiritual Care.
Die Menschen, die im Hospiz aufgenommen werden, sind in einer besonderen Lebenssituation. Der bevorstehende Tod und alles, was damit einhergeht, lösen unterschiedlichste Fragen und Gefühle aus. Das kann für Gäste und ihre Zugehörigen sehr belastend sein. Leo Morgentau bietet Beiden Unterstützung an.
Die Ethnologin, freie Seelsorgerin und Trauerbegleiterin hat viel Erfahrung in der Begleitung sterbender und trauernder Menschen. Seit August ist sie für den Bereich Psychosoziale Begleitung und Spiritual Care in den Hospizen Sirius und Brücke zuständig.
„Alles was hilft, ist erlaubt“
„Ich besuche die Gäste und spreche die Zugehörigen an, lerne sie kennen und versuche herauszufinden, was Ihnen guttut. Das ist in der Regel vor allem für die Zugehörigen ungewohnt“, sagt Leo Morgentau. „In der Fürsorge ihrer Liebsten vergessen sie sich manchmal selbst und werden auch von anderen in ihrer eigenen Not leicht übersehen.“
So sehr sich die Bedürfnisse von Sterbenden und pflegenden Zugehörigen ähneln, so individuell sind ihre Strategien, damit umzugehen. Manche ziehen sich zurück, andere suchen das direkte Gespräch. Den einen hilft Ablenkung, anderen Klagen. „Alles was hilft, ist erlaubt“ ist das Motto der psychosozialen Fachkraft, die Gäste wie Zugehörige unterstützt, ihren eigenen Weg zu finden. „Es gibt Tage voller Tränen. Dann bin ich da und gebe ihrer Trauer Raum. Es gibt Tage, die von Lachen erfüllt sind. Dann lache ich mit ihnen und ermutige sie, sich ihren Humor zu bewahren. Es gibt Tage, die von Atemnot geprägt sind. Dann atme ich mit ihnen und verkörpere Ruhe.“
Leo Morgentau ist als Palliative-Care-Fachkraft fester Teil des Hospizteams und versteht ihre Arbeit auch als Unterstützung für die Kolleginnen und Kollegen, z. B. bei gastbezogenen Fragen oder Problemen. Ihre langjährige Tätigkeit als Achtsamkeits- und Kommunikationstrainerin kommt ihr dabei zugute. „Missverständnisse oder Konflikte lassen sich leichter lösen, wenn wir die Perspektive wechseln und versuchen mit den Augen unseres Gegenübers zu schauen.“ Diesen Part übernimmt sie manchmal stellvertretend, so dass das Team gemeinsam überlegen kann: Was ist zu tun, was ist zu lassen?
Bedeutungsvolles in alltäglichen Gewohnheiten entdecken
Um Gäste zu verstehen, sei wichtig, nicht nur ihr aktuelles Sein zu sehen, sondern auch ihre Lebensgeschichte und ihr soziales oder kulturelles Umfeld miteinzubeziehen, beschreibt Leo Morgentau ihr Vorgehen. Kulturelle Sensibilität und das Wissen über unterschiedliche Trauerrituale gehören zu ihrer Profession. Genauso wie die Fähigkeit, das Bedeutungsvolle in alltäglichen Gewohnheiten zu entdecken. „Das können einfache Dinge sein, wie zum Beispiel, dass einem Gast die ‚blaue Stunde‘ so heilig war wie gläubigen Christen der Gottesdienst. Als wir das herausgefunden hatten, konnten wir unsere Abläufe so legen, dass sie die ‚blaue Stunde‘ ungestört genießen konnte. Manchmal lud sie mich ein, dort mit ihr über den Sinn des Lebens zu sprechen. Das war sehr hilfreich für sie.“
Leo Morgentau ist an festen Tagen abwechselnd im Hospiz Brücke und im Hospiz Sirius vor Ort. Die 49-Jährige baut das noch neue Angebot in beiden Hospizen auf und passt es den Gegebenheiten des jeweiligen Hauses an.
Das Hospiz Brücke hat schon viele feste Abläufe und Rituale etabliert. Im Hospiz Sirius entwickelt Leo Morgentau diese erst noch zusammen mit den Teamkolleginnen und -kollegen. Hier soll es zukünftig nachsorgende Trauerbegleitung geben. Geplant ist, Zugehörige eine gewisse Zeit über den Tod der Gäste hinaus noch einmal zu einem Gedenknachmittag ins Hospiz einzuladen. Zudem soll es wöchentlich eine „Trauer-Sprechstunde“ geben. „Mit dem Tod der Gäste verlieren die Zugehörigen bislang auch ein für sie stützendes Netzwerk und einen sicheren Ort“, sagt die Trauerbegleiterin. „Daher möchten wir den Zugehörigen noch ein Stück Wegbegleitung anbieten.“
Leo Morgentau ist erreichbar unter der E-Mail-Adresse: l.morgentau@zfpf.de