»Ich empfehle jedem, sich mal ein Hospiz anzuschauen.«

Der Schirmherr

Ludwig Evertz, früherer Moderator und Sportchef von Radio Bremen, ist der Schirmherr für unser Hospiz Sirius.

Ludwig Evertz

Ludwig Evertz hat dem Sport in Bremen über lange Zeit ein Gesicht gegeben. Viele Bremerinnen und Bremer kennen den ehemaligen Sportchef von Radio Bremen als Moderator der buten und binnen-Sendung ’Sportblitz’.

Wir sind froh und dankbar, dass Ludwig Evertz sich als Schirmherr für unser Hospiz Sirius einsetzt. Ein Engagement, das eng mit seiner persönlichen Geschichte verbunden ist.


Herr Evertz, warum ist Ihnen das Thema Hospiz ein Anliegen?

Bis vor 10 Jahren war für mich ein Hospiz nur ein ominöses Sterbehaus, wo man als Unbeteiligter und gesunder Mensch nicht hineinschaut und nicht weiß, was dort vor sich geht. Dabei empfehle ich jedem, sich mal ein Hospiz anzuschauen und sich mit der Thematik „Sterben in Würde“ auseinanderzusetzen. Mein Sohn Hauke war an Knochenkrebs erkrankt und starb, viel zu früh, mit 26 Jahren. Er hatte sich vier Jahre dem aussichtslosen Kampf gegen die tückische Krankheit gestellt und „durfte“ die letzten 31 Tage seines Lebens im Hospiz Brücke in Walle verbringen. Ich musste ihm hoch und heilig versprechen, mich lebenslang für das Hospiz zu engagieren und diese segensreiche Erfindung laut in die Welt hinauszuposaunen. Das mache ich seitdem.

Was ist Ihnen an Ihrem Engagement als Schirmherr besonders wichtig?

Ich möchte den Vorurteilen und Berührungsängsten entgegenwirken. Viele wollen nicht in direkter Nachbarschaft zu einem Hospiz wohnen. Da werden doch alle paar Tage Leichen herausgeschafft. Da sinkt der Wert unserer Immobilien. Da wabern wirre Ängste durch unsere Köpfe. Tod und Trauer sind immer noch ein Tabu-Thema, obwohl das schon besser geworden ist in den letzten Jahren. Ich möchte für Hospize werben. Wir brauchen mehr solcher wunderbaren Einrichtungen, um das eigene Sterben und das unserer Angehörigen würdevoll begleiten zu können. Und wir brauchen viele Geld-Spenden, um diese Häuser wie First-Class-Hotels führen zu können mit hochqualifizierten Mitarbeiter*innen und einem bezaubernden Ambiente.

Aus Ihrer persönlichen Erfahrung heraus: Wie haben Sie die Zeit als Angehöriger im Hospiz erlebt?

Ich habe meinen Sohn 31 Tage lang im Hospiz besucht, oft mehrmals am Tag. Nach 4 Jahren in diversen Krankenhäusern und Universitätskliniken in Bremen, Hamburg, Münster und Heidelberg hat mein Sohn die vier Wochen im Hospiz wirklich genossen. Es klingt makaber, aber er lebte regelrecht wieder auf, genoss sein sonniges „Fünf-Sterne-Zimmer“ und die engagierte Versorgung. Nichts roch hier nach Krankenhaus, er wurde auf seinen Wunsch hin in Ruhe gelassen, sein geplagter Körper nicht mehr an Schläuche gehängt. Er hatte sein Ende akzeptiert, ließ sich nun „verwöhnen“, verlangte nach Besuch, orderte seine Lieblings-Getränke, einen großen Fernseher, fing sogar wieder an zu zeichnen und hatte null-komma-null Angst vor dem Sterben! Für diese Tage im Hospiz bin ich ewig dankbar. Der Begriff „Happy End“ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.

Wie gehen Sie mit Tod, Trauer und der eigenen Endlichkeit um?

Mein einziges Kind in den Tod zu begleiten, hat mich sehr gestärkt. In den Folgejahren musste ich auch Abschied nehmen von meinem Vater und meiner Mutter. Ich habe alle drei Trauerfeiern weitgehend selbst organisiert und auch die Trauerreden selbst geschrieben. Sterben war nichts Unheimliches mehr für mich, keine Bedrohung. Allerdings wurde ich auch sehr christlich erzogen und glaube, dass es nach dem Tod noch weitergeht, irgendwie, irgendwo. Ich habe meinem Sohn gebeichtet, dass ich eines Tages genauso stolz und würdevoll sterben möchte, wie er mir das vorgemacht hat. Gerne in einem Hospiz. Da ist man jedenfalls in besten Händen.