Tamara Brenner hat über 10 Jahre in einer unfallchirurgischen Klinik in Süddeutschland gearbeitet. Mit der Zeit hatte sie den Wunsch, aus der Pflege im Krankenhaus auszusteigen. Nachdem sie aus privaten Gründen nach Bremen gezogen ist, hat sie unterschiedliche Jobs ausprobiert, bevor sie ihre Bewerbung an das Hospiz Brücke geschickt hat.
“Mein Vater ist verstorben, als ich 21 Jahre alt war. Seitdem hatten die Themen Tod und Sterben einen festen Platz in meinem Leben. In einem Hospiz zu arbeiten, war keine neue Idee, aber vorher hatte ich nicht den Mut dazu. Ich dachte, ich könne die Verantwortung vielleicht nicht tragen.”
Die zwei Tage, die sie anfänglich hospitiert hat, haben sie darin bestärkt, dem Hospiz Brücke eine Chance zu geben, ihre neue berufliche Heimat zu werden.
“Unter anderem habe ich noch nie eine bessere Pflege erlebt, als hier. Das ist hier nicht nur Anspruch, sondern wir haben auch die Zeit, diesem Anspruch gerecht zu werden.”
Auf die Frage, wie sie ihren Job beschreiben würde, fallen der 35-Jährigen die Adjektive ‘vielschichtig’, ‘abwechslungsreich’, ‘zutiefst menschlich’, ‘verantwortungsvoll’ und ‘spaßig’ ein.
Sie erklärt: “Viele meinen, dass ein Haus, in dem gestorben wird, traurig wäre. Das ist auch zeitweise so, aber vielmehr ist es ein Haus, in dem intensiv gelebt und gefühlt wird. Wir haben auch herrlichen Spaß miteinander und mit unseren Gästen.” Sowieso haben alle Gefühle ihre Berechtigung. Das gilt für die Gäste, aber auch für das Team. Es wird offen miteinander geredet und aufeinander Rücksicht genommen. “Wir machen immer eine Stunde Schichtübergabe – etwa die Hälfte der Zeit geht es um die Gäste, die andere Hälfte um uns. Das ist besonders.”
Im Hospiz steht ganz klar der Mensch im Mittelpunkt. Dementsprechend anders sind auch die ärztliche und pflegerische Betreuung. “Die erste Visite hat mich fast zu Tränen gerührt. Der Arzt hat die Gästin erst einmal nur gefragt: ‘Was möchten sie mir erzählen?’ Genau diese Frage drückt aus, was in unseren Hospizen so anders ist: Unsere Gäste bestimmen das System und nicht andersherum.” Nicht zuletzt schätzt Tamara Brenner den Ort, an dem sie arbeiten darf. Das Foto vom Haus gibt einen kleinen Eindruck davon …
Natürlich ist die Arbeit im Hospiz auch herausfordernd. Es müssen beispielsweise eigenverantwortlich Entscheidungen gefällt werden. Etwa, wann Angehörige benachrichtigt werden. Außerdem braucht es unbedingte Offenheit gegenüber verschiedensten Lebensentwürfen, denn die Begleitung auf Augenhöhe ist fester Bestandteil des Konzepts. “Ich möchte bei meiner Arbeit gern menschlich berührt werden. Das gehört für mich sowieso zum Pflegeberuf dazu. Ich glaube, diese Haltung zieht sich durch unser Team und macht uns aus.”
Für Tamara Brenner war die Entscheidung für das Hospiz Brücke genau richtig. Mittlerweile arbeitet sie wie in ihrem alten Job auch hier als Praxisanleiterin. Ihre Haltung zum Leben und zum Tod hat sich zum Positiven geändert. “Mir ist ganz bewusst, dass der Tod zum Leben gehört. Ich muss ihn nicht mehr verdrängen. Ich empfinde es sogar als große Ehre, einen verstorbenen Gast zu pflegen und den Kreis des Lebens so zu schließen. Außerdem weiß ich, wie wichtig wahre Begegnungen sind – die pflege ich viel mehr, seit ich im Hospiz arbeite.”